Eschatologische Zukunftserwartung des Christentums

 

Eschatologie

Eschatologie ist die Lehre von den Letzten Dingen. „Dinge“ bedeutet aber hier Vorgänge, die die Aufgabe haben, das Reich Gottes herbeizuführen und zu vollenden. Dabei ist das Reich Gottes der Endzustand der gesamten Schöpfung. Die Vorstellungen von den Letzten Dingen haben sich im Laufe der Zeit geändert, manche Ansichten sind neu in den christlichen Glauben aufgenommen worden (z.B. ein besonderes Gericht), andere sind in den Hintergrund getreten (z.B. die klare Aufteilung in Himmel, Hölle, Fegfeuer).

Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ist durch Jesu Auferstehung begründet. Die Glaubensaussagen über das ewige Leben sind keine Zustandsbeschreibung, sondern wollen die Menschen warnen und ihnen Mut zusprechen.

 

Individual-Eschatologie (den Einzelmenschen betreffend)

 

1. Der Tod

In der Eschatologie ist der Tod mehr als der biologisch-metaphysische Zerfall von Leib und Seele. Mit dem Tod ist das Ende der Zeit erreicht, in der der Mensch im Sinne der katholischen Glaubenslehre Gutes und Böses tun kann; das Schicksal des Menschen ist hiermit besiegelt. Der Tod gilt auch als der Augenblick der Endentscheidung, wobei alle im Leben getroffenen Entscheidungen zusammengefasst werden. Die ständige Aussicht auf den Tod soll den Menschen mahnen, sein Leben in der rechten Weise zu bestehen.

 

2. Das Gericht

Gemeint ist ein „besonderes Gericht“, das sofort auf den Tod folgt und im Gegensatz zum „allgemeinen Gericht“ nur über den Einzelmenschen urteilt. Der Mensch erkennt die Wahrheit über sein Leben angesichts der absoluten Wahrheit Gottes. Der Urteilsspruch ist unabänderlich und kann für den jeweiligen Menschen Vergeltung, also Lohn oder Strafe bedeuten. Diese Vergeltung tritt sofort in Kraft, und zwar in Form des Himmels, der Hölle und des Zwischenstadiums des Fegfeuers.

 

3. Das Fegfeuer (besser: Purgatorium = Läuterungsort)

Da nicht jedem der Zutritt zum Himmel sofort gestattet ist, werden manche Seelen nach dem Tod erst geläutert. Das Feuer soll als heiligende Kraft Gottes verstanden werden. Der Schmerz der Seelen besteht darin, dass sie noch nicht rein genug sind, um die Liebe Gottes zu erfahren. In der Bibel gibt es jedoch keinen direkten Hinweis auf die Existenz eines Fegfeuers.

 

4. Der Himmel

Nach der Läuterung wird der Seele der Himmel zuteil, der sowohl „Ort“ als auch Zustand ist, in dem die Seligkeit ewig währt, aber je nach Verdienst verschieden ist.

 

5. Die Hölle

Die Hölle, das Gegenstück zum Himmel, ist der Ort und Zustand ewiger Unvollendetheit und Strafe, die aus der unüberwindlichen Trennung von Gott hervorgeht. Der Grund für die Existenz der Hölle liegt in der Unfähigkeit zur Bekehrung des Verdammten sowie im positiven Strafwillen Gottes. Es liegt in der Willensfreiheit des Menschen, dass er sich für oder gegen Gott entscheiden kann.

 

Universal-Eschatologie (die Schöpfung betreffend)

 

1. Die Wiederkunft Christi (Parusie)

Die Wiederkunft Christi bringt den ewigen Tag Gottes bzw. den Jüngsten Tag. Jesus selbst hat klar und wiederholt von seiner Rückkehr gesprochen, so dass dieses Ereignis keiner kirchlichen Begründung bedarf. Es gibt keine Möglichkeit, die Zeitspanne bis zur Parusie zu bestimmen, aber Anzeichen hierfür sind z.B. großer Glaubensabfall sowie das Auftreten des Antichrist. Am Jüngsten Tag vollzieht sich die Wandlung der Schöpfung zu ihrer endgültigen Gestalt.

 

2. Die Auferstehung der Toten

Christus ist der Urheber dieses Ereignisses, bei dem die Seelen aller Verstorbenen wieder ihre Leiber zurückbekommen, die je nach ewiger Strafe oder ewigem Lohn jedoch verschieden sein können (bereits Teil des allgemeinen Gerichts). Der auferstandene Leib ist unzerstörbar und unverderblich, was einen nochmaligen Tod ausschließt.

 

3. Das allgemeine Gericht

Das allgemeine Gericht wird nicht von Gott, sondern von Christus vollzogen. Es hat u.a. die Aufgabe, Gericht über die Geschichte und die Bedeutung des einzelnen Menschen in der Gemeinschaft zu halten. Das allgemeine Gericht könnte die Unterwerfung der Schöpfung unter Christus und die Übergabe an Gott bedeuten, was zugleich die endgültige Überwindung Satans darstellen würde.

 

4. Das Ende der Welt und ihre Umgestaltung

Was die Menschheit am Ende der Welt zu erwarten hat, ist nicht ihr Untergang schlechthin, sondern eine erneuerte und umgestaltete Schöpfung, in der Gerechtigkeit herrscht

 

Die evangelische Theologie lehnt die Lehre eines Zustandes zwischen Tod und Auferstehung ab, da aus ihrer Sicht die Unsterblichkeit der Seele eine Macht bedeuten würde, die über die Macht Gottes hinausgeht; es ist hier die Rede vom Ganztod. Der Mensch wird erst bei der Auferstehung der Toten wieder neu ins Dasein gerufen.

 

 

 

 

Quellen:

Fries, H., Handbuch theologischer Grundbegriffe Band 1, München, 1970, DTV

Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn4, 1989

Schulte, R., Greshake, G., Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft Teilband 5, Freiburg, 1980, Herder

http://www.theologie-systematisch.de

 

Wolfgang K.