Arbeit als Ort der Selbstverwirklichung

 

1) Geschichtlicher Hintergrund:

Von der Antike bis zur Gegenwart gibt es einen starken Kontrast was die Bedeutung des Wortes „Arbeit“ betrifft. Diese ist zuerst von Grund auf negativ. Die Arbeit wurde damals als „ein Übel, dem man sich allenfalls aus existenzieller Not oder purer Geldgier hingab“ bezeichnet und war den Menschen von den Göttern aufoktroyiert, da diese sich nicht selbst dazu erniedrigen wollten. Deshalb wurde sie innerhalb der menschlichen Gesellschaft an die unterste Schicht, die Sklaven weitergegeben. Auch im Mittelalter bleibt sie ein Sinnbild für Mühsaal und Elend.

Erst durch Martin Luther und die Puritaner erhöht sich das Ansehen des Arbeitens und wird schließlich durch Lenin, Stalin und die Machtübernahme des Proletariats zum Synonym für das gute, anständige Leben. Aus dieser Einstellung resultiert schließlich auch die bis da hin absurde Vorstellung, dass Arbeit ein Ort der Selbstverwirklichung sein kann, Produktionsschlachten und die Krönung eines „Helden der Arbeit“ sind die Folge. Da aber bis heute in kommunistisch regierten Ländern wie China die einzige positive Einflussmöglichkeit auf den Arbeitsplatz in einer Produktionssteigerung durch noch intensivere und längere Arbeit liegt, kann man noch nicht von einem wahren Ort der Selbstverwirklichung sprechen.

 

2) Die Gegenwart: Arbeit als Ort der Selbstverwirklichung

Im kapitalistisch eingestellten Westen hat sich das Bild der Arbeit nochmals weiterentwickelt. Nicht der, der am meisten arbeitet ist der „Held“, sondern der, der mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel Geld verdient. Erst durch die aus dieser Einstellung resultierende Freiheit und Vielfalt kann man von Arbeit als einem Ort der Selbstverwirklichung sprechen. Nun ist es jedem selbst überlassen eine Arbeit zu wählen die seinen Vorstellungen von  Erfolg gerecht wird.

 

2.1 Reichtum

Viele Leute glauben dass sie sich am ehesten durch finanziellen Erfolg verwirklicht fühlen und wählen deshalb ihren Beruf nach dem Einkommen. Dies kann durchaus zutreffen, jedoch sind sich die meisten von ihnen nicht über die geringen Erfolgsquoten dieses „American-Dream-Prinzips“ bewusst. Außerdem schaffen es nur die Wenigsten den finanziellen Erfolg mit ihrem Privatleben zu harmonisieren, und führen, obwohl sie ihr Ziel erreicht haben, ein unglückliches Leben. Das beste Beispiel dafür ist Silicon Valley wo 20 der 100 größten Elektronikfirmen der Welt gegründet wurden und derzeit 250.000 Kandidaten den Aufstieg zum Millionär geschafft haben aber wo auch die Anzahl der Scheidungen, der Nervenzusammenbrüche und die Selbstmordrate weit über dem Durchschnitt liegen.

 

2.2 Sozialprestige

Ein anderer Weg sich selbst im Beruf zu verwirklichen kommt für diejenigen in Frage, die vor allem auf gesellschaftliches Ansehen Wert legen. Sie wählen einen der Berufe die nachgewiesener maßen ein hohes Sozialprestige mit sich bringen, bauen sich mit Hartnäckigkeit und Geduld eine Existenz auf und festigen ihre soziale Position bis sie ihr Ziel erreicht haben. Da, wie Tabelle I zeigt, in Deutschland akademische Berufe das höchste Ansehen genießen und akademischer Erfolg für alle Bevölkerungsschichten zu erreichen ist, ist diese Art der Selbstverwirklichung in der Arbeit für jedermann zugänglich, der gewillt ist den oft langwierigen und anstrengenden Weg über Schule, Gymnasium und Universität zu gehen.

 

2.3 Karriere

Es gibt auch Menschen die mit „Selbstverwirklichung“ den beruflichen Aufstieg gleich setzen. Dabei spielen sowohl das erhöhte Einkommen und die größere Verantwortung als auch die Möglichkeit mehr Macht in einer höheren Position auszuüben, eine Rolle. Doch da jedes Hierarchie-System in Pyramidenform aufgebaut ist, muss man mit großer Konkurrenz rechnen. Außerdem ist der Aufstieg in vielen Bereichen auch mit einem großen Zeitaufwand verbunden, wie in das hohe Durchschnittsalter der Spitzenpolitiker zum Beispiel zeigt.           

 

2.4 Die Alternative

Für diejenigen die sich nicht dem Druck und dem Risiko des Versagens unserer Leistungsgesellschaft stellen möchten gibt es auch noch andere Wege. Einer davon basiert auf der im Grundgesetz verankerten Freiheit des Individuums, die es jedem Bürger, der seine Berufliche Selbstverwirklichung in einer möglichst großen Freiheit sieht, möglich macht, einen freischaffenden Beruf zu ergreifen. Dazu ist jedoch zu sagen, dass viele Künstler, Musiker, Gelegenheitsarbeiter oder Arbeitslose am Rande der Gesellschaft leben und auch finanziell oft große Probleme haben.

 

 3) Hindernisse auf dem Weg zur Selbstverwirklichung

Hindernisse auf dem Weg zur Selbstverwirklichung im Beruf sind vor allem Arbeitslosigkeit und die immer weiter fortschreitende Mechanisierung die den Menschen so fest in die Produktion eingliedert, dass er sich nicht mehr selbst als Person in die Arbeit einbringen kann. Diese beiden Punkte sind eng mit einander verbunden, denn jemand der Arbeitslos ist, wird durch finanzielle und soziale Umstände dazu gezwungen auch eine Arbeit anzunehmen die nicht seinen Vorstellungen von Selbstentfaltung entspricht. In einer solchen Arbeit muss er dann oft in einer Produktionskette mit Maschinen arbeiten, die vom Menschen nur bestimmte, monotone Bewegungsabläufe benötigen. Dadurch ist eine Weiterentwicklung nicht möglich und die Person wird sich nie in ihrer Arbeit verwirklichen können. Eine Lösungsmöglichkeit wäre diese Arbeit nur so lange auszuüben bis man eine finanzielle Existenzbasis geschaffen hat und dann zu einer Tätigkeit zu wechseln, die eher auf das individuelle Lebensziel gerichtet ist. Jedoch ist es vor allem heute bei einer Arbeitslosenquote ziviler Erwerbspersonen von 10.4% (Jan. 2002) oft nicht möglich auf einen „Fließbandjob“ zu verzichten, denn meistens steht nicht einmal dieser zur Verfügung.

 

Tabelle I: Die Allensbacher Berufsprestige-Skala 2001

Übersicht der Berufe






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Verfasser: R.F.

Quellen:

Religionsbuch:  

Internetseiten:   

Jahrgangsstufe 13, „Farbe bekennen“, Kösel Verlag;

http://www.marketing-marktplatz.de/Marktforschung/Berufsskala2001.htm

http://www.changex.de/d_a00177.html

http://www.destatis.de/indicators/d/arb210ad.htm